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Josep Puig i Cadafalch

Der letzte große Meister des Modernisme und einer der ersten des Noucentisme


Josep Puig i Cadalfach gilt als letzter Vertreter der Architektur des Modernisme und als erster des Noucentisme, der darauffolgenden Stilepoche. Er war nicht nur Architekt, er war auch Kunsthistoriker und Politiker. Die Liste seiner Bauwerke, die er in Barcelona und Umgebung realisierte, ist lang und umfangreich. Grundsätzlich lässt sich seine Schaffenszeit in drei Stilperioden einteilen: Modernismus, Idealismus und Monumentalismus.

Josep Puig i Cadafalch wurde am 17. Oktober 1867 in Mataró geboren, einer Industriestadt an der Küste etwa 20 km nördlich von Barcelona entfernt. Er studierte in Barcelona Architektur und "ciencias exactas", also Mathematik, Physik und weitere Naturwissenschaften. Nach Abschluss des Studiums übernahm er das Amt des Städtischen Architekten in Mataró. Fünf Jahre lang war er auf diesem Posten tätig und während dieser Zeit entstanden seine ersten Gebäude in Mataró. Darauf wurde er an der Schule für Architektur in Barcelona Inhaber des Lehrstuhls für Hydraulik und Festigkeitslehre.

Zudem engagierte er sich auch politisch, wofür er 1917 zum Präsident der Mancomunitat de Catalunya, des katalanischen Parlaments, gewählt wurde. Dort entwickelte er ambitionierte Pläne für Bildung und Kultur und initiierte die archäologischen Ausgrabungen in Ampurias in der Provinz Girona. Außerdem setzte er sich für den Bau von Straßen und die Entwicklung der Landwirtschaft ein.

Die Bodega Codorníu in Sant Sadurní d’Anoia

Der Bau der Bodega Codorniu in Sant Sadurní d’Anoia südlich von Barcelona, ist eines der bedeutungsvollsten Bauwerke von Josep Puig i Cadafalch. Der Name Codorníu steht für eine Winzerfamilie, deren Wurzeln bis ins 16. Jahrhundert zurückgehen. Mit 450 Jahren Firmengeschichte ist Codorníu deshalb das älteste Familienunternehmen Spaniens und eines der ältesten der Welt. 1895 wurde Josep Puig i Cadafalch von der Familie mit dem Ausbau der Sektkellerei beauftragt. Das Gebäude wurde eine in Stein gehauene Hommage an den Cava, es erinnert an die Stiele der Cavagläser. Die Kellerei wurde 1976 zum nationalen Kulturerbe erklärt und ist eines der beeindruckendsten Architekturbeispiele bei der Herstellung und dem Anbau von Cava.

Erste Schaffenszeit: Modernisme

In seiner ersten großen Schaffensepoche widmete er sich voll und ganz dem Modernisme. Puig verwendete als Vorbild für seine Gebäude gerne das Landhaus des katalanischen Adels, welchem er dann nordische Stilelemente hinzufügte. Zu dieser Stilperiode gehören die dekorative Casa Amatller, des Schokoladenhändler Amatller, am Passig de Gràcia. Die Casa Martí, die das berühmte Künstlerkaffee „Els 4 gats“ beherbergt und die Casa de les Punxes, das Traumschloss der drei Terradas-Töchter. Diese Gebäude entstanden um die Jahrhundertwende zwischen 1895 und 1905.

Besonders legendär ist das Lokal "Els 4 gats". Es war der Treffpunkt der modernistischen Bohème wie Santiago Russinyol, Ramon Casas und Pablo Picasso. Das Kaffehaus zog die Aufmerksamkeit auf sich, weil es unüblich viele raffinierte, künstlerische Details, kombiniert mit typischen Objekten einer traditionellen Herberge, aufweist. "Es ist mehr als nur eine Nachahmung des "Le Chat noir" von Paris", so die Aussage des berühmten nicaraguanischen Schriftsteller und Diplomat Rubén Darío, nachdem er das Lokal zum ersten Mal betrat. Alle kamen nach Barcelona, um diesen Ort zu besuchen und das gute Essen zu genießen. "The food of the spirit" wie er genannt wurde.

Zweite Schaffenszeit: Idealismus

Es folgt die Periode des rationalen Idealismus, einer Stilrichtung, die sich vor allem an den Vorlieben des neuen Großbürgertums orientierte. Die Gebäude wurden mehr nach rationalen und praktischen Kriterien geplant. Zu dieser Periode gehören die Casa Trinxet, einer der Juwelen des Modernismus in Barcelona, die Casa Muntades, ein hübsches Einfamilienhaus am Tibidabo und die Casa Company, welches als erstes Bauwerk der "weissen Epoche" von Puig i Cadafalch, betrachtet wird.

Dritte Schaffenszeit: Monumentalismus

Seine dritte Schaffensperiode kann wird als "Monumentalismus" bezeichnet. Diese entwickelte sich parallel zu den Vorbereitungen der Weltausstellung 1929 in Barcelona. Wofür Puig als leitender Architekt den Generalplan einer einheitlichen Gestaltung der Ausstellung, entwarf. Doch nach der Machtübernahme durch Primo de Rivera 1923 wurde ein neuer Wettbewerb ausgeschrieben. Dies hatte zur Folge, dass am Schluss zahlreiche Architekten mit dem Bau einzelner Abschnitte beauftragt wurden. Das Ergebnis war ein Sammelsurium aus verschiedenen Stilrichtungen, die untereinander wenig harmonierten. Die Bauwerke von Puig i Cadafalch waren geprägt von der Römischen Architektur. In Kombination mit typischen maurischen Elementen der Baustile von Valencia und Andalusien. Letztendlich entstand ein neo-barocker Stil.

Noucentisme

Als Antwort auf das "romantische Chaos" des Modernisme setzte sich 1906, als neue kulturelle Strömung, der Noucentisme in Katalonien durch. Im Gegensatz zum Modernisme gelang es im Noucentisme die Verbindung von Gesellschaft und Kultur zu schaffen. Es war eine deutliche Reaktion gegen Liberalismus, Romantik, Naturalismus und verfolgte die Ideale wie Vernunft, Exaktheit, Ernsthaftigkeit, Ordnung und Klarheit. In der Architektur kam das in Form von klaren Linien, Farbreduktion, Harmonie und Nüchternheit zum Ausdruck.

Den ersten, entscheidenden Anstoß zu dieser neuen Stilepoche gab Josep Puig i Cadafalch mit den Bauwerken der Casa Trinxet und der Casa Company in Barcelona, die seiner zweiten Schaffenszeit zuzuordnen sind. Puig i Cadafalch war der einzige der großen Architekten des Modernisme (Antoni Gaudí und Lluís Domènech i Montaner), der nach der Zeit des Modernisme in der folgenden Epoche weiterhin Bedeutung erlangte.

Puig i Cadafalch im Exil

Puig i Cadafalch war leidenschaftlich in seinem Gebiet. Neben der Arbeit als Architekt verfasste er auch Aufsätze und Bücher über die romanische und gotische Architektur in Katalonien. Während des Spanischen Bürgerkriegs lebte er im Pariser Exil, wo er an mehreren Universitäten Lehrgänge über Architektur und Geschichte, hielt. Für sein grosses Engagement erhielt er die Ehrendoktorwürde von verschiedenen Universitäten, darunter auch von der Pariser Universität. Nach seiner Rückkehr nach Barcelona, erlaubte ihm das neue Regime nicht mehr, als Architekt zu arbeiten. Aufgrund dessen befasste er sich fortan mit der Restaurierung von historischen Gebäuden und Denkmälern.

1956 starb Josep Puig i Cadafalch im Alter von 89 Jahren in seinem Haus in Barcelona. Für sein Lebenswerk wird er heute noch oft zitiert und gerühmt.

Josep Puig i Cadafalchs Werke in Barcelona

Casa de les Punxes

Casa de les Punxes

Das Casa de les Punxes bricht mit allen architektonischen Konventionen. Es wurde von Josep Puig i Cadafalch geplant und 1905 erbaut und erinnert an die Türme des Schlosses Neuschwanstein.

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Das Haus des Schokoladenfabrikanten - Casa Amatller

Casa Amatller

Das Casa Amatller ist ein sehr schönes Gebäude des Modernisme. Hier sieht man besonders gut den Gegensatz des Architekten Puig i Cadafalch zu seinen Konkurenten Gaudí und Domènech i Montaner.

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CaixaForum, Museum zeitgenössischer Kunst in einer ehemaligen Textilfabrik

CaixaForum

Das CaixaForum beherbergt heute in einer von Puig i Cadafalch entworfenen ehemaligen Textilfabrik ein beudetendes Museum zeitgenössischer Kunst.

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